Kulturgut und Genuss in Gläsern – unser kleiner Weinguide
Wein ist. Eigentlich ist damit alles gesagt.
Über die Schönheit dieser Pflanze, Frucht, dieses Getränks hingegen lassen sich ganze Hymnen verfassen und Regalmeter um Regalmeter füllen. Oder wir bedienen uns der acht unsterblichen Worte des großen Kurt Tucholsky, welche der Strahlkraft der Kulturpflanze in ihrer Gänze gerecht werden.
Schade, dass man Wein nicht streicheln kann.
Damit ist dann wirklich alle gesagt.
Der Weg vom Weinberg ins Glas hingegen, den gilt es genauestens zu durchleuchten! Und auch in Sachen Reben, Lagerung, Herstellung und sogar Verkostungsarten gibt es so vieles zu entdecken. Wein ist nicht nur ein Genussmittel! Wein ist zusammen mit Brot die Grundlage unserer Kultur. Seit Tausenden von Jahren begleitet der Rebstock die Geschichte und Geschicke des Menschen und ebenso die schmackhaften Gerichte der Chefs, Maîtres und Köche dieser Erde.
Über Wein lässt sich so vieles erzählen und berichten. Fangen wir direkt damit an!
Der Anfang – die Herkunft
8.000 Jahre ist eine ziemlich lange Zeit! Und obwohl Wein die Menschheit seit dieser Zeitspanne begleitet, haben Rebe und Stock kein bisschen von ihrer Faszination verloren.
Der Weinanbau und somit die gesamte Weinkultur kommen irgendwo aus dem vorderasiatischen Raum. Georgien und Armenien gelten – so Stand der heutigen Forschung – als die Ursprungsländer des Weins.
Spätestens ab der Antike war Wein ein Exportschlager! Ob Ägypten oder Griechenland, Wein war nicht nur fester Bestandteil der Tischkultur. In Religion, Mythologie und auch der Medizin war Wein fest verankert.
Wie wichtig Wein schon in frühen Tagen der Menschheit war, zeigt sich in den jeweiligen „Weingöttern“. Jede europäische Hochkultur hatte eine eigene Gottheit, die für Rebe, Wein und Rausch zuständig war.
Selbst in der Gegenwart ist uns das dynamische Duo Wein und Religion noch erhalten geblieben. Messwein und die Kelchkommunion sind der unwiderlegbare Beweis für eine Grundwahrheit, die jedem Winzer bewusst ist:
„Wein ist einfach göttlich.“
Rebsorten – das muss man wissen
Auch wenn der Globus so manche Rebe zu bieten hat, wir bleiben bei den klassischen Reben aus Deutschen Landen!
Riesling: Die Deutsche Rebe! Überall auf dem Erdball geschätzt und zurecht DER Geschmack der Deutschen Weinwelt. Wird auf über 20 000 Hektar in Deutschland angebaut!
Silvaner: Wahrscheinlich DIE fränkische Rebsorte. Wird überall im Weinland Franken angebaut und definiert den Geschmack einer gesamten Region.
Müller-Thurgau: Eine Kreuzung aus den Reben Riesling und Silvaner. Diese Rebe ist nach ihrem „Erfinder“ Dr. Müller aus Thurgau benannt. Diese Rebe wird ab und an auch als Rivaner gekennzeichnet.
Muskateller oder Gewürztraminer: Klassische Rebe! Ausgeprägt im Geschmack und sehr einzigartig. Wird nicht mehr so häufig angebaut, ist jedoch im regionalen Weinanbau eine gern gesehene Rebe.
Ruländer: Allseits bekannt als Grauburgunder. In Deutschland nach dem Entdecker Johann Ruland benannt. In Italien wird diese Rebe "Pinot Grigio" genannt, während er in Frankreich auf den Namen "Pinot Gris" hört.
Weißburgunder: Eine „weiße“ Rebe aus der Familie der Burgunder-Reben. (in Frankreich: Pinot Blanc; in Italien: Pinot Bianco). Ist ein Abräumer der letzten 10 bis 15 Jahre Weinkultur. Dieser Wein wird oft und gerne verkostet. Vor allem in der Pfalz finden sich wahre Schätze
Spätburgunder (in Frankreich Pinot Noir): Der Spätburgunder ist der Quell der teuersten und besten Rotweine des Landes!
Portugieser und Trollinger: Kleine aber feine Rebsorten aus den verschiedenen Weinregionen.
Dornfelder: Was der Riesling für Weißweine, ist der Dornfelder für Rotweine. Die Deutsche Rebe in Sachen Rotwein.
Ausbau, Barrique, Weinstein – das ein oder andere Weinwort
Ob beim Quiz, beim Einkauf oder in der genussvollen Diskussion, ab und an werden wir mit Weinwörtern konfrontiert, die fragende Blicke verursachen. Wir erklären die häufigsten davon!
Ausbau: Nichts anderes, als die Zeit zwischen Ende der Gärung und der Abfüllung des Weins. Hier entsteht Struktur und die „Magie“ des edlen Tropfens.
Barrique: Ein Eichenfass mit einer Füllmenge von 225 Litern. Wird zur Lagerung (und dem Ausbau) von Bier, Wein, Whiskey und Porto verwendet. Barrique sorgt für die Tannine im Wein.
Charakter: Geruch und Geschmack des Weins.
Cuvée: Wein, der aus verschiedenen Rebsorten besteht.
Dekanter: Ein Glasgefäß, welches zum Umschenken des Weins verwendet wird. Durch eine vergrößerte Oberfläche kann der Wein besser atmen.
Depot: Die Ablagerung am Flaschenboden bei alten bis sehr alten Weinen. Verbleibt in der Flasche.
Edelfäule: Der Schimmelpilz botrytis cinerea ist Grundlage der Edelfäule, die hochwertige Weißweine ausmacht.
Federweißer: Frischer Wein aus Österreich. Eigentlich ist Federweißer mehr Saft als Wein. Achtung wird in Gärflaschen versendet (nur stehend lagern!)
Grand Cru: Die besten Weine dieses Planeten tragen diese Bezeichnung.
Tannine: Gerbstoffe im Wein. Das leicht „taube“ Gefühl bei der Weinverkostung ist auf diese Stoffe zurückzuführen.
Weinstein: Weinstein ist das kristalline Sediment, dass bei der kühlen Lagerung des Weins entsteht. Dieser „Satz“ wird durchs dekantieren abgeschöpft.
Kabinett: Ein feiner und leichter Wein mit wenig Alkohol.
Spätlese: reifer und eleganter Wein, dessen Reben min. 7 Tage nach Beginn der allgemeinen Weinlese geerntet wurden.
Auslese: ein edler und volumenreicher Wein, der aus vollreifen Trauben geschaffen wird. Hierbei werden unreife Trauben aussortiert.
Beerenauslese: Volle und fruchtige Weine aus überreifen Trauben mit Edelfäule. Diese werden nicht jedes Jahr geerntet und sind somit rarer.
Trockenbeerenauslese: eine sehr seltene Rarität, die aus edelfaulen Trauben gefertigt wird. Das Ergebnis ist ein honigsüßes Meisterwerk!
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